Geschichte Hermann-von-Bezzel-Stiftung Vereine Wappen Die Geschichte von Wald und Streudorf
Die Geschichte von
Wald und Streudorf wurde für eine Festschrift verfasst von Tassilo Freiherr
von Falkenhausen.
DIE GESCHICHTE
VON WALD UND STREUDORF
Wald liegt im
Nordwesten von Gunzenhausen, früher an der Altmühl, nun an der Westseite des
neuen Altmühlsees, etwa eine Gehstunde vom Stadtkern entfernt. Um diesen
Ortsteil reihen sich die dazugehörenden Weiler Schweina, Mooskorb und
Steinabühl. Eine halbe Gehstunde weiter nach Südwesten stößt man auf den
malerischen Ort Unterhambach. Streudorf, einen Kilometer nordwestlich von
Wald gelegen, mit seinen Orten Oberhambach und Höhberg wird in die folgende
Ortsgeschichte mit einbezogen. Schon Pfarrer Stark schreibt dazu im Jahr
1899: „Die beiden politischen Gemeinden Wald und Streudorf bilden eine
Kirchen- und Schulgemeinde, weshalb ihre Geschichte völlig miteinander
verbunden ist.“ Im Westen von Wald beginnt das große reizvolle Waldgebiet,
die Heide genannt. Wald bis zum
Dreißigjährigen Krieg Die Kirche von Wald ist nach Stieber dem Egidio und Martino geweiht.
Der Schutz-patron Martin weist ebenso wie der im
Westen liegende Königsforst, die Heide, auf eine sehr frühe Besiedlung hin.
„Dorf und Gut zählen zu den ältesten Siedlungen des mittleren Altmühl-tales, ... so ist der Name Wald eine Erinnerung an den
alten Königsforst, in dem im 8. Jahrhundert könig-liche
Wehrbauern im Zuge des Landesausbaues vordrangen, um den Wald zu roden und
Siedlungen anzulegen.“ Baudenkmäler aus dieser Zeit sind noch nicht gefunden
worden. Im 13. Jahrhundert
erscheint in mehreren Urkunden ein niederadeliges Ortsgeschlecht mit Dietrich
Spetho de Walde, der 1271 erstmals genannt
wird. Mitglieder dieser Familie erreichten hohe Würden als Domherren des
Bischofssitzes Eichstätt. Dieses Walder Ortsgeschlecht scheint sehr
wissensdurstig und gebildet gewesen zu sein. „Der erste Student aus dem Gunzenhäuser Raum in den Wiener Matrikeln ist Henricus de Wald. Er war in Wien am 13. April 1386
immatrikuliert.“ Erst elf Jahre später schreibt sich der erste Gunzenhäuser ein: Johannes de Gunczenhausen. Anfang des 14. Jahrhunderts
muss dieses Ortsgeschlecht die damals schon bestehende Feste Wald verloren
haben. Um diese Zeit wurde der berühmt-berüchtigte Raubritter Eppelein von Gailingen Mitbesitzer
an der Burg Wald. Seine Schwester Agnes von Bernheim
hatte ihm ihr gesamtes Vermögen vermacht, „darunter Schloß
Wald bei Gunzenhausen, das schönste Schloß derer
von Gaillingen“. „1333 wird er das
erste Mal in Wald seßhaft erwähnt. Als sich um die
Mitte des 14. Jahrhunderts die Lage des Landadels verschlechterte,
begann offenbar auch für Eppelein der Straßenraub.
Er entwickelte sich zu einem verwegenen Räuber und beraubte mit vielen
Spießgesellen jahrelang die Kaufleute der Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg,
Windsheim und Weißenburg.“ Gute fünf Jahre überfiel Eppelein
mit den Seinen auf den Straßen Kaufmannszüge, raubte und brandschatzte und
spielte vor allem den Nürnbergern so manchen Schabernack, der Ursprung war
für die vielen Geschichten und Sagen, die sich um ihn ranken. Im Jahr 1375 rückt
Wald zum erstenmal in das Interesse eines Kaisers.
Wegen Räubereien des Eppelein vornehmlich an den
Kaufmannszügen der Reichsstädte lässt Kaiser Karl IV. die Feste Wald durch
seinen Schwager, den Burggrafen Friedrich V., zerstören und verleiht diesem
den dem Eppelein abgenommenen Anteil: „Wir Karl von gotes gnaden Römischer Keiser, zu allen tzeiten merer des Reichs und kurik zu Beheim, Bekenen und tun kunt offenlich mit diesem bryfe, wann uns forkommen ist, daz die veste Walde, gelegen an
der Altmühl bei Guntzenhausen, von Rawbes wegen zerbrochen sei, den von derselben Vesten die Ekkelein Ceyling genant haben tun, Und
dieselbe veste und auch das gut, daz darzu gehort,
so vil und des dieselben Ekkelein
und ire Erben daran gehabt haben, uns und dem Reich
ledig worden sei. So hat uns gebeten der Hochgeborene Friedrich Burgkraw zu Nuremberg, unser Sweher und lieber getreuwer, Daz wir im und seinen Erben
denselben teil der Vesten,
mit sampt dem gute daz dartzu gehort, daz der Ekkelein Geiling und irer Erben gewest
ist, als vorgeschrieben stet, gerechten gnediclichen
zuverleihen.“ So kamen die später
wieder aufgebaute Burg und das Gut Wald in burggräflichen Besitz. Die Burggrafen von
Nürnberg waren um diese Zeit eines der mächtigsten Geschlechter des Reiches.
Da die Nachkommen dieser Burggrafen in besonderer Beziehung zu Wald stehen,
soll hier kurz auf ihre Geschichte eingegangen werden. Im 12. Jahrhundert
heiratete Friedrich von Zollern die Erbin des
Burggrafenamtes, Sophie von Raabs. Im Lauf des 13. und 14. Jahrhunderts
erwarben die Burggrafen große Teile des heutigen Frankens. Da sie mit der
ebenfalls aufstrebenden Stadt Nürnberg immer mehr in Gegensatz gerieten,
verlegten sie ihren Sitz außerhalb der Stadt auf die Cadolzburg.
Der Sohn Friedrichs V. wurde von Kaiser Sigismund mit der Mark Brandenburg
belehnt und wurde dadurch Kurfürst Friedrich I. Alle Rechtsnachfolger
Friedrichs führten seitdem den Titel Fürst der Mark Brandenburg, ob sie nun
in der Mark selbst regierten wie die späteren Hohenzollern in Preußen oder in
ihren fränkischen Linien als Markgrafen von Bayreuth oder Ansbach. Durch
Klugheit und Diplomatie konnte Burggraf Friedrich V. auch noch die anderen
drei Teile der Walder Burg erwerben, die der Familien von Lentersheim
und von Crailsheim. An die zerstörte Eppeleinburg erinnert heute noch eine Gedenktafel am
Walder Mesnerhaus. Eppelein
selbst wurde 1381 in Neumarkt in der Oberpfalz gefangen und am 15. März
aufs Rad geflochten. „Aber selbst nach seinem Tod spielte Eppelein
der Stadt Nürnberg einen kleinen Streich, und zwar mussten die
Hinrichtungskosten von 639 Pfund und 14 Schillingen von der Stadt
Nürnberg bezahlt werden.“ Das burggräfliche und
spätere markgräfliche Lehen Wald wurde im Lauf der Zeit an viele fränkische
Adelsgeschlechter als sogenanntes Ritter-Mann-Lehen verliehen. So kam es an
die Familie von Eyb, 1406 an Hermann von Vestenburg, 1448 an Jörg von Leonrod,
1459 an die Modschiedel und 1610 bis 1617
an die Familie von Lentersheim. Die Kirche wurde im
15. Jahrhundert neu gebaut. Von diesem Bau steht heute noch der
gotische Turm mit seinen Spitzbogenfenstern mit Maßwerk und seinem Spitzhelm.
Auch zwei der Glocken, eine um 1400, die zweite im Jahr 1418 gegossen,
stammen aus dieser Zeit. Die letztere ist dem Egidius geweiht. Dieser
Schutzheilige wurde damals als zweiter Schutzpatron für die Kirche gewählt. Die selbständige Pfarrei ist erstmals in einer Urkunde vom 15. März 1298 genannt. Da Markgraf Georg der Fromme zu den eifrigsten Verfechtern der evangelischen Glaubenslehre gehörte — er war 1530 Mitunterzeichner der Confessio Augustana —‚ wurde im markgräflichen Wald die Reformation schon sehr früh, 1527, eingeführt. „Der letzte katholische Pfarrer war auch der erste evangelische. Er hieß Siegmund Peuerlein und führte die Reformation wahrscheinlich 1527 ein. Als 1528 zur besseren Durchführung vom Markgrafen Superintendenten eingeführt wurden, übertrug er dieses Amt für Wald und die umliegenden Gemeinden dem Pfarrer Peuerlein. Dieser brachte auch 1533 die Brandenburgisch-Nürnbergische Kirchenordnung zur Einführung.“ Die Bezeichnung Superintendent ist eine andere Bezeichnung für das Amt eines Dekans. Der erste evangelische Walder Pfarrer wurde also gleich zum Dekan ernannt. Das Pfarrarchiv Wald hat leider seine Kirchenbücher und Akten im Dreißigjährigen Krieg verloren, so dass aus dieser Zeit hier kaum Urkunden vorhanden sind. |